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„monde“ – ein portrait unserer väter

Das Vorhaben der Regisseurin Ursula Mihelic und der Komponistin Katharina Klement wendet sich im Rahmen des Projekts der Frage nach dem musikalischen und filmischen Portrait zu und erprobt die Kooperation dieser beiden Kunstformen.

Der Begriff Portrait verweist dabei auf einen bestimmten theoretischen Hintergrund, für den Überlegungen des Malers Francis Bacon herangezogen werden können (vgl. David Sylvester: Gespräche mit Francis Bacon. München/New York 1997 sowie Wilhelm Berger, Klaus Ratschiller, Esther Schmidt: Unmögliches Werden. Denkfiguren, Portraits, Gespräche über das Fremde, Wien 2003). Bacons nur scheinbar einfache Definition lautet: “Das Porträt ist Produkt einer intensiven Auseinandersetzung mit einem Menschen.“

Eine intensive Auseinandersetzung in diesem Sinn hat aber nichts mit bloßer Abbildung zu tun. Wenn es darum geht, den Anderen in seinem Andersein zu erfassen, so kann nicht auf klare methodische Regeln zurückgegriffen werden, und es geht auch nicht darum, den Anderen so wieder zu erkennen, wie er gemäß der gesellschaftlich existierenden Klischees zu sein hat. Das Verhältnis zwischen dem Porträtisten und dem Porträtierten ist vielmehr eine Begegnung, in  der etwas Neues entsteht, das weder auf den Porträtisten und den Porträtierten reduzierbar ist. Eben dies wäre dann die Definition des musikalischen und filmischen Portraits, die es in diesem Vorhaben zu erproben gilt.

Konkret wird ein Film über zwei bestimmte Personen gedreht, nämlich über die beiden Väter der Regisseurin und der Komponistin, in dem es beispielhaft um die kompositorische und filmische Umsetzung von Portaits geht, also gerade nicht um Dokumentationen, sondern vielmehr um eine eigene kompositorische und filmische Schrift und Erzählweise, die aus der Verwebung  von verschiedensten Räumen entsteht: Räume der Träume und Leidenschaften, Räume des Schaffens, Räume des täglichen Handelns. Methodisch werden Bild- und Tonräume als Kontrasträume verwendet, das heißt Spannungsfelder zwischen verortbaren Bildräumen und nicht verortbaren Tonräumen erzeugt. Insofern keine Verwendung von synchron aufgenommenem Originalton vorgesehen ist, rückt die musikalische Komposition aus dem Hintergrund in das Zentrum. Geht man davon aus, daß im Wort Person die Bedeutung personare, d.h. durchklingen steckt, geht es in der Komposition um das Erarbeiten eines Resonanzraumes der jeweils portraitierten Person, d.h. um das Hörbarmachen ihrer individuellen Klänge und Geräusche, um das Erstellen einer „Biophonie“.

Der Umsetzung gehen  intensive Interviews und Recherchephasen (Fotos, Historie und Fiktion) voraus. Es geht dabei auch schlicht darum, mit den Personen Zeit verbringen. Exemplarisch stehen diese beiden Portraits für zwei Lebensräume in ein und derselben Generation.  Ob sich innerhalb der beiden Identitäten Parallelen, Gegensätzliches oder Verbindendes herstellen lässt, wird sich im Laufe der Arbeit zeigen. Es gilt der Fragestellung nachzuspüren, ob eine Person in einer Identiät oder vielmehr in mehreren zugleich, als Diversität, als lebendiges Ganzes, zu erfahren ist.